Nach längerer coronabedingter Pause konnte endlich die schon vor zwei Jahren geplante Wanderung des Freundeskreises Friedrich Karl Ströher stattfinden.
Ziel war Laufersweiler. Hier befand sich der Freundeskreis tatsächlich „Auf Ströhers Spuren“, denn zu diesem Ort hatte Friedrich Karl Ströher besondere Verbindungen. Eine war die, dass seine Schwester Karoline in eine Laufersweilerer Familie eingeheiratet hatte.
Außerdem betrieb der in Laufersweiler wohnende jüdische Kaufmann Gottlieb Mayer in Irmenach ein Kolonialwarengeschäft. Dessen Sohn Leo Mayer wohnte und arbeitete in Berlin zu der Zeit, als Ströher von Paris zum weiteren Studium als Meiserschüler der Berliner Akademie der Künste nach Berlin zog. In seinen Briefen aus der Zeit von 1905 bis 1911 berichtete Ströher an seinen Vater immer wieder von seinen Treffen mit Leo Mayer.
Dazu schreibt Ströher in seinen Lebenserinnerungen:
In Familien verkehrte ich immer noch wenig. In Berlin wohnte ein aus Laufersweiler stammender jüdischer Kaufmann, namens Mayer. Sein Vater hatte früher einen Kramladen in meinem Heimatort, wo er sich die Wochentage, außer am Sabbat, aufhielt. Seinen Sohn Leo, der in meinem Alter war, lernte ich als Schuljunge kennen. Dieser Leo Mayer war der jüdische Kaufmann, mit ihm erneuerte ich die alte Bekanntschaft. Er hatte sich mit einem Mädchen aus Trier verheiratet. In dieser Familie verkehrte ich viel und gern. Meinem Freunde Leo Mayer habe ich auch viel zu verdanken. Er kaufte mir manches ab, und seine gute Frau hat an mir, wenn ich krank war, viel Gutes getan.
Unter den an Leo Mayer verkauften Ölgemälden befand sich auch ein Landschaftsbild, das Ströher in Laufersweiler gemalt hatte: der Blick vom Kapplei-Felsen in das Idarbachtal. Auf seiner Flucht im Jahre 1938 vor den Judenverfolgungen nahm Leo Mayer dieses Gemälde mit nach Israel. Zu dessen dort lebenden zwei Enkel, in deren Besitz sich heute das Bild befindet, konnte der Freundeskreis durch Christof Pies Kontakt aufnehmen. Pies hat im Rahmen seiner Forschungen und sehr häufigen Israelreisen viele Kontakte zu den Nachkommen der nach Israel geflüchteten Juden aufgebaut. Daraus sind zum Teil enge Verbindungen mit gegenseitigen Besuchen entstanden.
Zu seiner Flucht nach Israel verhalf Leo Mayer sein älterer Bruder Bernhard Mayer. Dieser Bernhard Mayer war durch Handel mit Pelzen sehr wohlhabend geworden und wohnte in der Schweiz. Er war ein begnadeter Unternehmer, Anarchist, Weltbürger und Zionist. Seine Karriere begann als Lehrling bei dem jüdischen Kaufmann Adolph Emanuel in Simmern. Mayer betätigte sich auch als Kunstsammler. Er erwarb unter anderem Bilder von Cézanne, van Gogh, Renoir, Matisse und Picasso. Heute ist die Sammlung, eine der weltweit bedeutenden moderner Kunst, von den Erben dem Kunsthaus Zürich übergeben worden.
In der Synagoge Laufersweiler wurde der Freundeskreis von Christof Pies empfangen. Er ist seit vielen Jahres der umtriebige Vorsitzende des gleichnamigen Förderkreises e. V. Er gab einen bildhaften Überblick über das Leben und dem Verbleib der zahlreichen Laufersweilerer Juden. Natürlich auch über Leo und Bernhard Mayer.
Die ehemalige Synagoge der jüdischen Gemeinde Laufersweiler ist die einzige im Rhein-Hunsrück-Kreis, die als solche noch erkennbar ist. Der Förderkreis baute in vielen Jahren die Synagoge als Studien- und Begegnungszentrum aus, das sich der historischen Erforschung des Landjudentums verschrieben hat.
Darüber hinaus wurde im Ortskern ein Weg angelegt, auf dem sehr informative Tafeln über das Leben der jüdischen Mitbürger bis hin zur Flucht oder schlimmer noch von der Ermordung in der Zeit der Nationalsozialisten berichtet wird. Aufgrund des einsetzenden Dauerregens konnte die angesagte Wanderung nicht bis zum Kapplei-Felsen fortgesetzt werden, sie endete daher am Jüdischen Friedhof mit einem Rundgang durchs Dorf.
Der Abschluss fand in der Laufersweilerer Gaststätte „Schatulle“ mit einem gemütlichen Zusammensein statt.